Grube Bindweide: Besucherbergwerk und einziger Heilstollen im Westerwald
Die Einfahrt in die Grube Bindweide ist immer ein besonderes Erlebnis. (Foto: Matthias Reinhardt)
Besucherbergwerke gibt es einige, aber die Grube Bindweide in Steinebach hat ein bisschen mehr zu bieten, als so manch anderes Bergwerk. Neben der Möglichkeit, unter Tage zu heiraten, ist die Grube Bindweide einer von elf zertifizierten Heilstollen in Deutschland und der einzige in Rheinland-Pfalz.
Steinebach. Es ist kein Geheimnis, dass der Westerwald eine Region ist, die seit jeher reich an Bodenschätzen war und ist. So ist es wenig verwunderlich, dass über große Flächen unter Tage Bergbau betrieben wurde. Die Grube Bindweide in Steinebach blickt ebenso auf eine sehr lange Tradition zurück, denn es wurde bereits im Jahr 1810 ein tiefer Stollen im Gebiet angesetzt. Es dauerte allerdings noch einige Jahre, bis im Jahr 1852 die Bergrechte verliehen wurden und 1864 der Bergbaubetrieb im Stollen endlich startete.
Viele Jahre wurde nun in der Grube Bindweide Eisenglanz, Eisencarbonat und Brauneisenerz abgebaut, selbst ein Grubenunglück im Jahr 1872, wo nach einem Wassereinbruch acht Bergleute starben, tat der Förderung keinen Abbruch. Im Jahr 1880 ging man immer weiter zum Tiefbau über und im Jahr 1882 wurde eine Schmalspurbahn errichtet, die das Bergwerk mit Scheuerfeld verband. Am 30. September 1931 wurde der Betrieb der Grube Bindweide schließlich eingestellt, da aber bis heute Restvorräte von circa 11 Millionen Tonnen unter Tage liegen, wurde die Grube als Reservebergwerk geführt. Dieser glückliche Umstand ermöglichte es, dass die Grube Bindweide 1981 zum Besucherbergwerk umgebaut und 1986 eröffnet werden konnte.
Foto: Werner Köhne
Auch heute noch ist die Grube Bindweide nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern hat sehr viel mehr zu bieten als ein Besuch unter Tage. Durch die Entwicklung des Angebots des Besucherbergwerks im Sinne eines museumspädagogischen Konzepts ist die Grube Bindweide ein beliebtes Ziel für Schulausflüge, um gelernte Inhalte zum Thema Bergbau hautnah erleben zu können. Mit zahlreichen Multimediastationen und einem Kino wird ein Besuch zu einem modernen Museumserlebnis mit einer gleichzeitigen Reise in die Vergangenheit. Vor allem für Kinder ist die Einfahrt ins Bergwerk mit der Grubenbahn immer ein ganz besonderes Erlebnis.
Foto: Roger Lang
Doch nicht nur Kinder sind mit Begeisterung dabei, wenn es mit der Grubenbahn ins Bergwerk geht. Eine Führung durch die Grube Bindweide ist ein spannendes und lehrreiches Erlebnis für jedes Alter. Neben den allgemeinen Öffnungszeiten gibt es auch außerhalb täglich die Möglichkeit, sich als Gruppe zu einem gesonderten Besuch anzumelden. Die Führungen dauern ungefähr 90 Minuten und an Samstagen kann zusätzlich auch die 2015 eröffnete Grubenschmiede besichtigt werden. Für vorangemeldete Gruppen ist dies ebenfalls außerhalb der regulären Zeiten möglich. Da es im Bergwerk konstant eine Temperatur von unter 10 Grad Celsius hat, wird auch im Hochsommer warme Kleidung empfohlen. Ebenso sind feste Schuhe ein Muss.
Wer noch auf der Suche nach einem besonderen Ort ist, um sich das Ja-Wort zu geben, kann dies in der Grube Bindweide tun. Das Besucherbergwerk ist eine offizielle Außenstelle des Standesamts der Verbandsgemeinde Gebhardshain und bietet Verliebten einen Trauort der besonderen Art. In der Pulverkammer kann nach vorheriger Anmeldung eine standesamtliche Eheschließung gehalten werden und eine besondere Umgebung für ein besonderes Versprechen ist somit garantiert.
Foto: Markus Döring
Absolut außergewöhnlich ist die Tatsache, dass die Grube Bindweide seit April 2015 einer von gerade einmal elf zertifizierten Heilstollen in ganz Deutschland ist und damit sogar der einzige in ganz Rheinland-Pfalz. Die Heilstollen oder auch als „Höhlentherapie“ und „Speläotherapie“ bekannte Therapie bietet hervorragende Bedingungen zur Heilung und Linderung von asthmatischen Erkrankungen. Durch die besonders reine Luft ohne irgendwelche Umweltverunreinigungen oder Allergene sowie das besondere Mikroklima der Stollen gibt es eine messbare Verbesserung der Atemfunktionen. Diese positive Wirkung konnte durch eine wissenschaftliche Studie der Universität Ulm belegt werden. Spezielle Atemübungen unter Anleitung unterstützen dies. Neben der klassischen Heilstollentherapie gibt es auch eine Lungensportgruppe und eine Herzsportgruppe sowie andere Themenkurse.